Gospel und Gerechtigkeit und wir


Die Creative Kirche hat beim diesjährigen Gospelkirchentag eine neue Kampagne gestartet, die "Gospel für mehr Gerechtigkeit" nutzen möchte. Die Idee ist auch an sich ehrenwert und gut:

- In Gebieten, die bereits jetzt vom Klimawandel betroffen sind (wie Burkina Faso), soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden
- In den Industrienationen soll zu klimaschonenderem Verhalten aufgerufen werden
- Fairer Handel soll unterstützt werden.

Erstmal eine lobens- und unterstützenswerte Kampagne, die klar macht, dass Gospel nicht "heile Welt" ist, sondern die Kraft hat, zu einer heileren Welt bei zu tragen. Als ich gefragt wurde, ob ich "Botschafter für Gospel und Gerechtigkeit" werden würde, habe ich also "Ja!" gesagt.

Letztes Jahr bereits haben die Survivors, unsere "besonders Verrückten" aus den Glad(E)makers-Reihen, das Frauke-Maria-Daams-Stück "Prima Klima - Unprima Klima" aufgeführt. Frauke hatte das Thema aufgegriffen und kindgerecht(er) umgesetzt - Und wegen dem sehr einzigartigen Schreibstil von Frauke und ihrem sehr schrägen Humor wurde das Stück (und auch die Botschaft) ein Erfolg. So mancher Erwachsene hat sich später beschwert, weil seine Kinder nach dem Hören der CD ständig forderten, man möge doch mit dem Fahrrad zum Bier holen fahren.

Ihr findet mehr Infos zur Kampagne der Creativen Kirche unter http://gerechtigkeit.gospel.de. Dort steht auch, wie ihr selbst Botschafter werden könnt und wie ihr Themenabende zu Klimawandel und allen Hilfsaktionen in euren Chor / eure Stadt holen könnt. Unbedingt mal drauf gucken!

Jetzt kommt das ABER....
Es reicht nicht, eine Kampagne zu unterstützen!
Gerechtigkeit umfasst mehr und fordert vor allem eine andere Lebenseinstellung ein - für die zu werben wäre. Und ich persönlich denke zudem, dass die Menschen ihre Wertvorstellungen ändern müssen. Nicht hin zu religiösem Eifer. Sondern nach der Devise "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst". Respekt vor der Schöpfung und den Menschen, ob sie nun Christ sind oder nicht, ein faires, respektvolles Verhalten auch dann, wenn andere das nicht tun...

Ich bin nicht gerechter, weil ich als "Botschafter für Gospel und Gerechtigkeit" fungiere, ich mache nichts besser und muss ebenso lernen wie andere. Es macht mich auch nicht heilig.
Sondern unbequem.


Ich werde unbequem sein. Und zum Beispiel euch auf die Seite der Kaufmännischen Lehranstalten schicken, die UNESCO-Partnerschule ist. Dort gibt es 10 Schulregeln abseits von "Man darf nicht mit Kreide um sich werfen". Sie lauten:

  • Wir achten in Gedanken, Wort und Tat die Würde unserer Mitmenschen

  • Wir leisten jedem Menschen, der darum bittet, Beistand gegen Schikane und psychologische Angriffe und stellen uns an seine Seite, auch wenn wir nicht in allem seine Meinung teilen. Wir lassen Angefeindete nicht alleine

  • Wir wollen jedem Anfang von Mobbing und Bullying, von Rassismus und Diskriminierung an unserer Schule wehren

  • Wir wollen uns in Toleranz, Mitgefühl, Zivilcourage und Gewaltlosigkeit üben. Dabei verhalten wir uns anderen gegenüber so, wie wir selbst behandelt werden möchten

  • Wir begegnen Fehlern anderer ebenso nachsichtig wie unseren eigenen und wollen lernen zu verzeihen und zu vergeben

  • Wir wollen uns nicht an der Entstehung und Verbreitung von Gerüchten beteiligen. Unser Grundsatz sei: mit den Menschen, nicht über sie reden

  • Wir wollen niemanden schikanieren und verletzen. Weder mit Worten noch mit Taten

  • Wir wollen mit jedem an unserer Schule höflich, freundlich und offen zusammenarbeiten und dabei Konflikten nicht aus dem Wege gehen

  • Wir verpflichten uns, gemeinsam gegen unfriedliches Verhalten vorzugehen

  • Wir werden uns an die Vereinbarungen halten und auf deren Einhaltung an unserer Schule bestehen

  • Natürlich geht auch an den Kaufmännischen Lehranstalten bezüglich solcher Regeln ganz viel schief. Anne Schmeckies, UNESCO-Koordinatorin der Schule, sagt immer so schön "Würden die Regeln eingehalten, müssten sie nicht mehr im Internet stehen", aber ich weiß auch, dass viele Schüler sich diese Regeln sehr wohl durchgelesen haben und froh wären, wenn sich viele daran halten würden. Und sich diese Regeln zu geben, ist schon ein gewaltiger Schritt nach vorn.

    Zudem haben diese Regeln für andere Schulen sicherlich Vorbildcharakter. Sie würden Ungerechtigkeiten verhindern: Mobbing, Gewalt, Versagensängste, soziale Isolation... Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Haaaach.... Da sind wir ja wieder.... Bei der Gerechtigkeit.

    Der Wahlpflichtkurs "UNESCO" dieser Schule erarbeitet gerade das Thema Menschenrechte für eine Bühnenshow. Rap, Soul, Hiphop und Texte zu den Menschenrechten werden so verarbeitet, dass Schüler dem folgen können (da sind wir wieder beim "hirngerechten Lernen"), und die SoulKeepers als UNICEF-Juniorbotschafter werden das Thema "Kinderrechte" aufgreifen - entlang dieser Regeln. Sie werden als Botschafter ihrer Generation fungieren und den SoulKids (also den ganz kleinen SoulKeepers) ja vielleicht dadurch eine etwas leichtere Schullaufbahn bescheren.

    "Gospel für mehr Gerechtigkeit" - Menschenrechte - Bewahrung der Schöpfung - Respekt - Liebe deinen Nächsten wie dich selbst - Bibel - Gute Nachricht - Gospel ...


    Dafür möchte ich stehen.

    Kommentare

    1. Die 10 Regeln zum friedlichen Miteinander an den Kaufmännischen Lehranstalten Bremerhaven - mitarbeitende UNESCO Projektschule - dienen der Menschlichkeit. Wir haben alle das Recht auf ein menschenwürdiges Miteinander ohne Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung. In vielen heiligen Schriften finden wir etwa sinngemäß die Unterweisung, dass wir andere Menschen ebenso behandeln sollen, wie wir es für uns selber erwarten ! Love, Peace & Harmony from Anne Schmeckies / Unesco-Koordinatorin KLA

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    2. Ja - eben! Nicht nur in "unserer" heiligen Schrift kommt die Forderung nach Respekt vor.
      Ein skandinavischer Gospelstar, Joakim Arenius, hat gesagt: I believe I've got the right to say I believe CHRIST is the only way!
      I believe that what I believe is true - but I don't believe I'm better than YOU!

      Und Kant fordert in seinem kategorischen Imperativ:
      Verhalte dich stets so, wie du wollen würdest, dass es allgemeines Gesetz wäre.

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