Kirche für den "Kleinen Mann"?

Es gibt Statistiken, die besagen, 85 % der Bevölkerung glauben an Gott oder eine höhere Macht. Zeitgleich sind 38 % der Bevölkerung konfessionslos. Viele Menschen geben an, sehr wohl an Gott zu glauben, sind aber nicht bereit oder in der Lage, sich in Kirchen zu begeben. In persönlichen Gesprächen erlebe ich immer wieder die gleichen Hemmschwellen:

Angst vor Dogmatismus (die sagen mir ja nur, ich glaube falsch), Stress im Alltag (ich habe keine Zeit, ich muss erstmal meine Sorgen in den Griff kriegen), Langeweile (ich kann mit dem Rumsitzen im Gottesdienst nichts anfangen) und etliche andere (Vor-)Urteile prägen ein Gespräch. Ja, man habe einen Glauben, aber Kirche ist doof. 

Wir alle wissen, dies ist nicht richtig: Kirche kann so viel - und tut auch schon viel! Trotzdem empfinden ganz viele Menschen es genau so. Aber was genau könnte sie denn noch werden, unsere Kirche? 

Stellen Sie sich vor, wir könnten es schaffen, dass die ganz gewöhnlichen Menschen auch aus Ihrem Umfeld gern zur Kirche gehen, nicht nur manchmal am Sonntag, wenn es einen Abendgottesdienst gibt. Kinder, Jugendliche, Erwachsene im besten Alter - und Senioren. Alle eben.

Stellen Sie sich vor, auch junge Leute freuen sich auf die Predigt, die Musik, das Wort Gottes. Stellen Sie sich vor, dass Rockbands, Gospelgruppen, aber auch RnB- und Hiphop-Crews Gottes Wort verkünden in einer Sprache, die eben auch noch jemand versteht, der eben keine Ahnung hat, wo er in der Bibel die Referenzstellen suchen soll - und Orgel und Kirchengesangbuch gewinnen noch dadurch. Stellen Sie sich vor, dass die älteren Menschen sich über den Zustrom der Jugend und ihrer Frische freuen, weil sie wissen, dass sie dadurch gestärkt werden. Wir finden junge Ehrenamtliche in Besuchskreisen und Senioren bei Rockkonzerten. Eine tolle Vision, oder?

Stellen Sie sich vor, in den Kirchen hängen bunte, wunderschöne Bilder, gemalt von ganz normalen Menschen oder großen Künstlern, die von Ihrem Alltag erzählen und den Betrachter mitnehmen auf der Suche nach Gottes Gnade im ganz normalen Alltagswahnsinn. Und es wird normal, kreativ sein zu dürfen, seinen Glauben kreativ leben zu können. Und zwar so, dass die Gemeinden sogar Wege finden, ihre schmalen Budgets damit zu schonen oder sogar aufzubessern.

Stellen Sie sich vor, dass all diese unterschiedlichen Arten, an Gott zu glauben, in der Kirche ihres Stadtteils ein Sammelbecken finden, wo man offen drüber reden kann ohne wilde Belehrungen. 

Gospelchöre haben eine Anlaufstelle, wo sie Workshopdozenten, Noten, praktische Hilfe oder Beratung zu Fördermöglichkeiten bekommen. Rockbands erhalten ebenso Hilfe und Rat und finden ihren Weg in die Kirchen und an die christlichen Songs, Rapper finden Raum, positive und christliche Inhalte an Leute zu bringen. Kreativität wird gefördert, ein jeder - mag er noch so schräg sein - willkommen geheißen. 

Eine Kirche voller Wärme, Leben und voller Spirit!


Das muss koordiniert werden, kirchenkreisweit. Und das ist mein Job im Kirchenkreis Bremerhaven seit dem 01.01.2014. Ich freue mich darauf!

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