Dem Weg der Liebe folgen

Mit Entsetzen im Bauch verfolge ich, ebenso wie viele andere von euch, gerade die Ereignisse rund um den Irak und den Gaza-Streifen, die Ukraine und Russland und die verhungernden Menschen im Sudan. Und selbst das Drama rund um die Ebola-Infizierten weist in eine ähnliche Richtung: Die Menschheit scheint zerfressen zu sein von Hass, Gier und entsetzlicher Dummheit in Bezug auf beide "Sünden". Hilflos sehe ich, wie 50000 Jesiden kurz davor sind, zu verdursten, laufe vor Facebook-Videos davon, in denen die Enthauptung christlicher Iraker gezeigt wird oder die Zerstörung schiitischer Moscheen, könnte heulen, wenn ich Menschen kurz nach Luftangriffen mit schwerverletzten Kindern auf dem Arm zum Arzt rennen sehe und verfolge kopfschüttelnd die Diskussionen in den sozialen Netzwerken, ob man nun einem Ebolapatienten in deren Heimatland helfen darf oder nicht. Ganz unterschwellig versuchen Leute, Wasser zu privatisieren und ... Was soll ich sagen?

Ich fühle mich hilflos. Aber oftmals hilft Gott eben doch - und wenn es ist, dass er Wege aufzeigt, diese Hilflosigkeit zu überwinden. Seit Juni 2014 begleite ich Schüler aus Bremerhaven und Konya in einem Projekt, das "RUMI - Poetry of the heart" heißt, sich mit dem türkischen Philosophen Rumi auseinander setzt und dazu anregen möchte, junge Christen und Moslems einander näher zu bringen. Dazu gehört, dass jemand islamische Werte erklärt und erläutert - und eben auch christliche Werte spielen natürlich eine Rolle. Diese Rolle ist mir zugedacht.

Sie haben mich im Juni in der Petruskirche besucht. Ich habe gemeinsam mit ihnen und den Glad(E)makers bestimmte Gospels angeschaut, ihnen von Bach und seiner Matthäuspassion erzählt, ihnen die Kirche gezeigt und dort besonders unsere Gebetsecke mit den Kerzen, wir haben aber auch einfach gegessen und einander kennen gelernt. Auch hier zeigt sich wieder: Mein Dauerthema "Glück" ist ebenso das der Kids. Schön! Nun erreichte mich eine Einladung, Konya zu besuchen.

Ich trete diese Reise mit Freude an. Es ist die Chance, den Islam kennen zu lernen, aber auch, auf Pfaden zu wandeln, die Christen schon vor 2000 Jahren gegangen sind. Ich bekomme die Chance, im dortigen Gymnasium etwas über meine Religion zu erzählen in einem Vortrag und Kirchen vor Ort zu besuchen - ebenso darf ich etwas über Moscheen erfahren und mich in den Bann der Kalligraphie ziehen lassen, da wartet eine lehrreiche Woche auf mich.

Wer mich kennt und meine Blogs schon etwas länger verfolgt, der weiß, dass ich eine ähnliche Reise - nur ohne den Lehrauftrag - bereits 2006 gemacht habe, damals nach Auroville, Indien. Und wie sehr mich diese Reise inspiriert und berührt hat, findet sich in den Songs wider, die ich damals in und nach Auroville geschrieben habe.

Und klar: Auch musikalisch werde ich einiges zu tun kriegen, spätestens hinterher. Wenn wir hier in Bremerhaven versuchen, Brücken zu bauen - nicht nur zur islamischen Gemeinde, sondern auch hin zu den anderen religiösen Verbänden. Ich sehe das als einzige echte Chance, etwas gegen Antisemitismus, Antiislamismus und Vorurteile gegen Christen tun zu können.

Schade, dass es so schwer ist, dafür Förderungen (kurzfristig) zu bekommen.

Ich werde hier im Blog von der Reise und deren Folgen (musikalisch, menschlich, sozial)











berichten. Schließlich erschließt sich die Poesie des RUMI, über die Wikipedia schreibt: "Die Lehre Maulanas (Rumis) basierte darauf, dass er die Liebe als die Hauptkraft des Universums ansah. Genauer gesagt ist das Universum ein Harmonisches Ganzes, in dem jeder Teil mit allen anderen in einer Liebes-Beziehung steht, die wiederum einzig und allein auf Gott gerichtet ist und nur durch seine Liebe überhaupt Bestand haben kann.
Der Mensch, der als ein Teil dieses harmonischen Ganzen geschaffen ist, kann die Harmonie mit sich selbst und dem Universum nur erreichen, wenn er lernt, Gott zu lieben. Seine Liebe zu Gott wird ihn dazu befähigen, nicht nur seine Mitmenschen, sondern alles von Gott Geschaffene lieben zu können.
Gott durch Liebe näher zu kommen ist für Maulana, wie für die meisten Sufis, der Weg zur wahren Erfüllung im Leben. Der Grund für seine Berühmtheit ist, dass er die Fähigkeit besaß, diese Lehre in Poesie wiederzugeben."
Und ich sehe das als einzigen Weg: Die Liebe. Menschen anderer Religionen mit derselben Freundlichkeit wie die meiner eigenen Religion zu behandeln. Offen zu sein für sie und ihre Weisheiten. Und Jugendlichen zeigen, dass der Weg des Brückenbauens leichter ist als reißende Flüsse zu verfluchen.

Kommentare