Kassel - Konya - Couch

Alle zwei Jahre ist es soweit: Herdenartig ziehen bunt beschalte Damen und Herren in den besten Jahren in irgend eine deutsche Großstadt, um 3 Tage lang zu zeigen oder sich zeigen zu lassen, was deutscher Gospel bedeutet. Seit 2008 bin ich auch immer wieder mittendrin im Treiben mit meinen Frohmachern. Und immer wieder, jedes Jahr mehr, befallen mich ganz schräge Gedanken. Gospel und christliche Musik sind nicht dasselbe, merke ich immer wieder. Gospel ist für mich eine Angelegenheit, die den Schwarzen gehört. Ihnen und ihren Nachkommen. Es ist Musik, die erklärt, befreit und zum Teil opponiert. Die Musik, die über blöde Blicke oder Sprüche wie "Negerbaby" hinweg tröstet und alle mit diesen dunklen Pigmenten zu Brüdern und Schwestern macht. Keine Sache von Deutschen. Aber statt ihre eigene musikalische Identität zu entwickeln, wie es früher so trefflich gelungen ist durch Größen wie Johann Sebastian Bach, kopieren sie andere. Sie gucken verklärt und schunkeln im Takt und mühen sich durch englische Texte, die Dänen oder Norweger geschrieben haben und kaum einer tut dies wirklich, weil er Gott lobt. Sondern weil man das eben so macht.

Und dann komme ich in all meiner Anmaßung. Mit 17 Sängern und Musikern, von denen manche ernsthafte gesangliche Hürden zu überwinden hoffen. Und mit selbst geschriebenen Songs. Die wenigsten knallen. Und wissend, dass in 10 Jahren geschäftstüchtige Kollegen das, was ich wage, salonfähig machen werden.
Ich habe mir selten derart Sorgen gemacht.

Montag dann fliege ich nach Konya und werde dort dann einen Vortrag vor Schülern eines Gymnasiums halten. Ihnen von Jakobsweg erzählen und davon, warum Christen und Moslems etwas gemeinsam haben. Ihr Philosoph Rumi jedenfalls dachte das. Und er hatte Recht!

Und wer weiss.... Vielleicht entdeckte ich dort bei den Menschen in Anatolien einen Weg, der hilft, alles hinter sich zu lassen. Kein Verharren in alten Mustern. Keine sinnlosen Versuche, Erfolge von früher zu erreichen mit Dingen, die keinen mehr packen. "Soli deo gloria" statt ich-bezogenes Selbstmitleid....

Ich bin müde. Und vieles satt. Ich freue mich darauf, auf die Couch zu gehen am 29. und diesen einen Tag zu regenerieren...

Ich werde in Konya und in Kassel bloggen.

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