Mouse und Melody

Ein seltsamer Tag war das heute. Die Schüler bekamen heute frei, wir entsprechend auch. Und weil ich aufgrund unserer Konzertreise zum Gospelkirchentag einen Tag später als die anderen in Konya eintraf, hatte ich weder das Mevlana-Museum noch das Grab der indischen Prinzessin gesehen. Das wollte ich heute nachholen - und tat das auch.

Vorm Mevlana-Museum im Rosengarten
Am Morgen spazierten Anne und ich also nach gegenüber. Heute ist Freitag und damit war das Freitagsgebet, und schon am Morgen spazierten Maß von Menschen, zumeist Einheimische, durch den Rosengarten ins Museum und den dort angrenzenden Gebetsraum. Am Eingang bekommt jeder, der Museum und Gebetsraum betritt, lustige Plastikschläppchen zum "über die Füße ziehen" und die Frauen bekommen ein Kopftuch geliehen. Ich finde das nicht weiter wild: Besucht man eine Synagoge, muss man auch als Nichtjude eine Kippa tragen. Das garantierte zudem, dass ich nicht so auffiel, denn angeguckt werden wir schon. Konya ist ein Touristenmagnet - aber bei den inländischen Touristen. Europäer sind hier eher seltener zu finden.

Aufgefallen bin ich dann trotzdem. Ich hatte keine Ahnung, dass man eine Moschee rückwärts verlässt. Das erfuhr ich dann, als ich draußen war. Es erklärte die bösen Blicke zweier bekopftuchter Damen, war aber bereits zu spät.

Danach ging ich dann in den Museumsladen und stöberte in den Büchern. Ich fand auch deutsche Ausgaben von Rumis Werken und tolle Postkarten, entschied mich dann für ein "Best of Rumi" und schrieb die ersten Karten für die Daheimgebliebenen.

Meram Tavus Baba besucht
Danach sind wir zurück ins Hotel und von dort mit dem Taxi zum Schrein von Meram Tavus Baba. Diese indische Prinzessin war Rumis Schülerin, und neidische Menschen sagten den zweien eine schöne Affaire nach. Eines Tages dann war Meram verschwunden - spurlos. Das einzige, was von ihr blieb, waren Pfauenfedern.
Mittlerweile ist der Schrein ein Ausflugsziel für etliche Menschen hier. Ein Park, Wasser plätschert durch ein künstliches Becken, es gibt Open-Air-Restaurants und Souvenir-Shops ohne Ende. Da aßen wir leckeren frisch zubereiteten Böreg, hier schrieb ich einen großen weiteren Teil der Karten. Danach fuhren wir zurück.


Hotelkatze "Mouse"
Den Nachmittag genoß ich im Garten des Hotels, in der Sonne. Dort kam die kleine Katze dann ziemlich schnell, die ich am Dienstag bereits kennen gelernt habe, ein supersüßes kleines Vieh. Etwas später kam eine Engländerin wieder zurück ins Hotel, die mir schon beim Früchstück aufgefallen war. Sie beknuddelte das kleine Ding ebenso hingebungsvoll wie ich. Sie erzählte, sie habe in London auch eine Katze und vermisse sie sehr. "Mouse" hat sie den kleinen Frechdachs genannt, das hat mich dann so amüsiert, dass ich den Namen so auch für mich übernahm. Ich rief also "Mouse" und Mouse kam. Okay: Der Name passt also. Am Abend habe ich einen der Angestellten gefragt, wie sie die Katze nennen. Er wusste es nicht, sie fütterten sie nur, denn auf sie fuhren viele der Touristen ab. Damit ist es beschlossen: Das Hich Hotel Konya hat eine Hotelkatze, die ab heute "Mouse" heißt.

Die Muezine begannen wieder mit ihren Gebetsrufen, und exakt jetzt erfuhr ich um (hiesige Zeit) 16. 51, dass Sharon Melody da ist, das neuste Chorbaby. Welch ein Zufall, dass exakt in dem Moment, als der saustolze Vater mir das mitteilte, dieser Singsang der 100 Moscheen gerade wieder startete. Und so freue ich mich nun doppelt. Und es war ein bisschen, als würden sie das kleine Erdenkind begrüßen. Natürlich haben sie das nicht. Aber das ist mir wurscht. Es passte perfekt.

In ca 30 Stunden gehts zurück nach Deutschland. ich schaue aus dem Fenster auf die Mevlana-Moschee, und Wehmut überkommt mich. Ich bin gern hier und hätte ruhig noch eine Woche dran hängen können. Und weiß, Mouse werde ich vermissen. Aber ich freue mich sehr auf mein Zuhause, meine Kinder, den besten Kaffee der Welt, mein Strickzeug, meine besten Freunde und die erste Nacht im eigenen Bett. Und außerdem wird es Zeit,  den kleinen neuen Zwerg kennen zu lernen.

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