Soli deo gloria

Mein Gott, das klingt eigentlich völlig abwegig, diese Sache... Eine Woche Konya, und man ist wie neu geboren. Aber so ist es. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Ort besucht oder an ihm gelebt zu haben, an den man kommt und schlagartig einen Eindruck davon bekommt, was es mit dem Begriff "Glückseligkeit" auf sich haben könnte.
Ich habe vom ersten Moment an, als ich ins Taxi Richtung Hotel stieg, bis zum Moment, wo wir wieder abhoben heute Morgen, mich nur glücklich gefühlt.
Und es hat mein Bild von den Moslems völlig durcheinander gewirbelt - wie ein Derwisch. Konya ist konservativ. Aber man lebt dort den Rumi-Islam und sagt es auch laut. Allah, so sagten die Sufis, hat alles erschaffen, auch die Blumen und Steine, Gläubige und Ungläubige, und jeder soll geliebt werden. Das, was Boko Haram oder die IS treiben, sei Sünde bösesten Ausmaßes. Und ich glaube ihnen. Man hat mich so herzlich empfangen, überall. Ich war immerhin als offizielle christliche Vertreterin mit den Schülern unterwegs.
Aber auch sonst... Ich habe nie ein lautes Wort gehört - doch, einmal: Da stritten zwei Autofahrer kurz, weil sie fast ineinander gerasselt wären, aber selbst das ging schnell vorüber. Ich habe alleinerziehende toughe Mütter getroffen, das zur Zeit in Konya stattfindende Mystic Music Festival brachte eine ziemlich fette Hippieszene zum Vorschein, im Hotel weigerte man sich, Trinkgeld anzunehmen und gab sich trotzdem ausgesprochen viel Mühe mit jedem Gast, man pflegt die Moscheen und bemüht sich. Toll!
Und ich bin bei aller Faszination soooo gern Christ! Ich war es noch nie so bewusst und so gern. Und kann ungeachtet dessen den Lehren Rumis folgen, sein Werk lesen (ich habe alle 6 Bände gekauft) und nun die Eindrücke reifen und in Musik umwandeln lassen.
Meine Tochter hätte ich wieder mitnehmen sollen. Sie braucht nicht viel Erklärung, warum mich das so flasht. Und Frauke .... Was sie wohl aus allem macht?
Und ich hatte vorzügliche Reisebegleiter. Die Schüler waren durch die Bank cool, es war schön, Anne zu begleiten zu so manchem Geheimtipp, und in der Lehrerin der türkischen Schüler, Feyza, scheine ich einen neuen Freund gefunden zu haben. Letztlich sollte es wohl so sein.
Eine Woche, in der Stress weg brach. In der es keinen Kummer gab. Mit Mouse und Orangensaft und ...
Dem ewig neu beginnenden Lobpreis der Muezine. Und jedes Mal habe ich dann Gott gedankt.
Was wird nun daraus?
Ein Fotobuch, ein Video, und es wird ein Album entstehen. Ich hoffe aber, dass die Liebe, von der Rumi so viel schrieb und die diese Stadt zur eigentlichen Stadt der Liebe macht (nur eben zu Gott), diese so dringend benötigte Brücke baut. Zu den Moslemen. Unter uns. Und hin zu Gott und seinem Sohn.
Soli deo gloria.

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