Und plötzlich ist alles anders (2. Teil)

Ich habe im letzten Blogeintrag von meinem Papa erzählt. Und versprochen zu erzählen, wie es damit weiter geht. Und ich halte das Versprechen, auch wenn ich nicht so richtig Worte dafür finde.  Der Kontakt ist schön. Er ist regelmäßig und ausgesprochen herzlich und warm. Wir haben mittlerweile telefoniert, er schreibt regelmäßig und ich tu das auch. Ich genieße jede Mail, jedes Wort und gerate jedes Mal erneut ins Staunen. Ich bin offensichtlich nicht allein damit. Ihm, so erzählt er, geht es genauso, immer wieder. Aber es hat auch meine Welt völlig auf den Kopf gestellt.  Denn bis zum 31.03.2015 habe ich nur wenig darüber nachgedacht. Ich habe immer mal wieder gesucht nach ihm, aber immer nur halbherzig. Ich bin ja auch immer am falschen Namen gescheitert. Ich hätte als kleines Mädchen auch gern einen Papa gehabt, aber wie das sein könnte, einen zu haben, konnte ich mir nie vorstellen. Und was man nicht kennt, vermisst man nicht.  DACHTE ICH. Er wusste bis zu diesem Zeitpunkt, bis zu jenem Märztag, nicht einmal, dass es mich gibt oder geben könnte. Und vermutlich hat es ihn auch völlig vom Stuhl gehauen. Denn eines weiß ich mittlerweile: Lang war die Episode zwischen meiner Mutter und ihm nicht.  Das größte und schwierigste Problem ist die psychische Erkrankung meiner Mutter, die ebenso fortschreitet wie die Anzeichen einer demenziellen Erkrankung. Ich habe mich leider hinreißen lassen. Das Kind in mir wollte nämlich ganz aufgeregt auf Mamis Arm und ihr erzählen, wie wunderbar diese Wiedervereinigung ist. Seitdem hat sie einen psychotischen Schub. Und zwar vom Feinsten.  Ihre Betreuer rufen panisch an, sie ist auf dem Weg in ihre alte Heimatstadt (sie hat Parkinson und ich kenne sie... sie fällt ja schon ihre eigene Treppe im Haus runter...). Sie erzählt nur Quark und hat sich zu allem Unglück ihre Vergangenheit so hingebogen wie sie halt am besten passt. Sie hat es geschafft, dass ich letzten Freitag in einem Gespräch mit ihr wirklich, wirklich böse werden musste. Sie wollte nicht, dass ich ihn finde. Sie wollte nicht, dass er einen Platz in meinem Leben hat. Sie will nicht, dass ich zu ihm fahre. Aber ich bin der Mensch, der genau das dann erst recht tut. Dieses so schöne Wunder stellt so viele Dinge, so viele Erlebnisse in Frage oder in ein komplett neues Licht. Ich habe mal gelesen, intelligente Menschen sind anfälliger für Depressionen als nicht so intelligente Menschen, einfach weil sie mehr nachdenken... Ich kriege mich einfach nicht sortiert.

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