48 Stunden

Ich bereite mich auf das größte Abenteuer meines Lebens vor. Noch ca. 48 Stunsen, und ich werde dem Mann begegnen, dessen Gene ich seit 1974 durchs Leben schleppe. Ich bin tatsächlich mittlerweile derart aufgeregt und fühle mich genauso wie als Kind in der Nacht vor Weihnachten.


Und ich werde meine beste Freundin und meine Tochter bei mir haben. Tragisch... Morgen ist der Todestag des Papas meiner besten Freundin.

Ich war damals dabei, als sie angerufen wurde und habe die Reise, die ich keine halbe Stunde später antreten wollte, abgesagt. Ich habe den Schock, die Trauer und die Tränen mitbekommen. Und sie durch die Trauerzeit begleiten dürfen.
Fünf Jahre ist das her. Es kommt mir nicht so lange vor. Ich kann mich gut daran erinnern, wie sehr leid mir das tat. Ich hatte ja nie einen Vater und könnte mir kaum vorstellen, wie das für Sie sein musste - ihre Mama zu verstehen war einfacher. Partner verlieren - das kenne ich, wenn auch nicht so. Aber den Rest erledigt ein Hauch Empathie. Ich war trotz der Unkenntnis darüber, wie das ist, einen Vater zu haben, tief betroffen. Vermutlich habe ich den Papa unbewusst wohl auch irgendwo als Vaterfigur für mich gesehen.

5 Jahre und 1 Tag später begleitet sie mich also. Sie wird mich im Flieger ertragen müssen, meine Unsicherheit, meine Vorfreude und meine Angst hautnah mitbekommen. Und mit mir gemeinsam meinem Papa begegnen.

Seit ich ihn fand, habe  ich mit ihm Kontakt. Wir telefonieren, schreiben, verstehen uns und bislang war alles wirklich, wirklich traumhaft. Und ich bin immer wieder verblüfft, dass Hollywoods Happy End's wirklich existieren (er lebt in Los Angeles).
Jeder, der ein Elternteil sucht, wünscht sich das, was ich bekam. Eine Familiengeschichte zum stolz sein. Herzliche und warme Worte. Sätze für die Ewigkeit wie "Aber, Sweetie, uuuunbedingt an T-shirts und Badesachen denken!" Fachsimpeln über Recordingsessions. und (!) eine Oma!!!! Meine andere starb, als ich vier Jahre alt war. Das ist doch einfach unglaublich!!!

Nur jetzt stehen wir uns gegenüber. Ich bin ängstlich. Was, wenn er mich nicht mag? Wenn sie mich oder meine Tochter doof finden? Ich was Doofes mache???
Zweifel, die mich immer wieder zum Bibbbern bringen. 

Aber überlagert wird es von Vorfreude. 
Und wer weiß
....
Mit dem Vater meiner Freundin habe ich mich unfassbar gut verstanden. 
Vielleicht geht es ja auch umgekehrt.
So wie ihr Papa auch für mich da war, so wünsche ich es nun ihr mit meinem Daddy....

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