Im 8. Himmel...

Seit meinen Anfängen als Mitarbeiterin in Kirchengemeinden versuche ich, meine Vorstellung einer lebendigen, lebensnahen Kirche zu verwirklichen. Ich startete 1997 als Zweiundzwanzigjährige. Es sind also 20 Jahre voller Ideen - und durchaus auch voller Erfolge. Mittlerweile (seit 12 Jahren) bin ich Teil einer Kirchengemeinde, die sich aus mehreren Menschen zusammen setzt, die alle so denken. Das Familienzentrum Braunstraße ist zum Beispiel Teil dieser Gemeinde, und die dortige Leiterin Tina Schölzel hat ganz viele Impulse in diese Arbeit gebracht und stellt zudem eine sozialpädagogische Betreuung der Menschen rund herum sicher. Der Kirchenvorstand setzt sich aus Menschen zusammen, die "Leben in der Bude" lieben und eher pushen, als dass sie jemals etwas ausbremsen würden. Und auch Pastor Michael Großkopf ist so einer. Er lässt nicht nur viel zu, er fördert - so gut er kann. Vor Jahren rettete er das Familienzentrum, er gab auch meinen Glad(E)makers ein echtes Zuhause, er öffnet Räume und legt sich auch schon mal mit Ausschüssen und Kollegen an, damit hier wirklich was laufen kann. Und es läuft. Die Auflagen, Quadratmeter abzubauen, können wir einfach nicht erfüllen - wir sind jetzt am Rande des Wahnsinns und haben immer ernsthaftere Raumprobleme. Aber genau das ist eines der Anzeichen, dass hier eben ganz viel innovative und gute Arbeit läuft. Und zwar für Menschen jeglicher Coleur. Das schließt im Übrigen auch solche ein, die einen anderen Glauben haben. Allein durchs Familienzentrum finden wir immer öfter auch muslimische Familien hier. Die Lebensmittelausgabe Donnerstag Mittag brummt, die Leute kommen zu "The Rock" (unserem Angebot für die Woodstock-Generation 50+), unser Familienchor passt nicht mehr in den Probenraum und bei den Frohmachern, unserem Dienstagabend-Gospelchor, droht gerade dasselbe.

Gestern besuchte ich die Landeskirche Hannover, um an der Gründungssitzung eines Arbeitskreises teil zu nehmen. Und ich stellte fest, dass die Lebenswirklichkeit der Herren dort wohl auf einem anderen Planeten stattfindet. Sie bestaunen die Rückgänge in den Mitgliedszahlen, und bekämpfen möchte man das u.a. damit, dass man über säkulare Popmusik (sprich: nichtchristliche Popmusik) ein Rezensionsgremium gründet. Ich konnte mir gestern ein dauerhaftes Kopfschütteln nicht mehr verkneifen und bin nach wie vor wirklich entsetzt darüber. Kirche schafft sich auf diesem Weg selbst ab.

Ich möchte aber nicht, dass sich Kirche abschafft. Ich möchte, dass Kirche so wird, wie die Petrusgemeinde Grünhöfe ist: Ein Ort, an dem Spiritualität und Menschlichkeit, Kreativität und Lebensfreude einander nicht ausschließen, sondern bedingen. Ein Ort, an dem jeder genommen wird, wie er ist. Ein Ort, an dem man Lust hat, zu sein. Und damit das so ist, höre ich viel zu. Und frage viel. Rümpfe nicht nicht Nase über Leute, die ihren Glauben nicht in kirchlichen Räumen leben wollen. Sondern höre mir an, was sie zu sagen haben.

Was aber nutzt das, wenn es sonst niemand tut?
Ich werde den Menschen nun eine Stimme geben. Und beginne, Veranstaltungen zu organisieren, wo wir Pastoren in die zuhörende Position "verbannen". Ich werde Songs schreiben und Wünsche der Menschen aufgreifen. Und ich werde einen Film mit meinen Glad(E)makers drehen. Und dann gehen wir der Frage nach: "Wann kommt ihr zurück?"

Wie geht es euch damit? Was wünscht ihr euch? Versucht es so zu formulieren, dass ihr uns sagt, was wir möglich machen sollen. Was ihr nicht wollt, braucht keine eigenen Worte (und damit keine Extra-Energien).

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